Die Geburt eines Kindes ist ein einzigartiges und lebensveränderndes Ereignis. Für viele werdende Mütter ist es aber auch mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden. In diesem Beitrag möchten wir dir helfen, deine Gefühle besser zu verstehen und dir Wege aufzeigen, wie du mit deiner Angst vor der Geburt umgehen kannst.
Normale Geburtsangst vs. Tokophobie
Es ist völlig normal, dass du als werdende Mutter eine gewisse Nervosität oder Anspannung vor der Geburt verspürst. Schließlich steht dir ein großes, unbekanntes Ereignis bevor. Doch wo hört die normale Geburtsangst auf und wo beginnt eine krankhafte Angst?
Was ist normale Geburtsangst?
Normale Geburtsängste können folgende Aspekte umfassen:
- Sorge um die Gesundheit des Babys
- Angst vor Schmerzen während der Geburt
- Unsicherheit bezüglich des Geburtsverlaufs
- Befürchtungen hinsichtlich möglicher Komplikationen
Diese Ängste sind verständlich und können sogar hilfreich sein, da sie dich dazu motivieren, dich gut auf die Geburt vorzubereiten.
Was ist Tokophobie?
Tokophobie bezeichnet eine krankhafte, übermäßige Angst vor der Geburt. Sie kann so stark sein, dass sie dein tägliches Leben beeinträchtigt und dich eventuell sogar daran hindert, schwanger zu werden oder die Schwangerschaft zu genießen.
Anzeichen für Tokophobie können sein:
- Panikattacken beim Gedanken an die Geburt
- Vermeidung von allem, was mit Schwangerschaft und Geburt zu tun hat
- Schlafstörungen aufgrund von Geburtsängsten
- Wunsch nach einem Kaiserschnitt aus reiner Angst vor einer vaginalen Geburt
Wenn du diese Symptome bei dir erkennst, ist es wichtig, dass du professionelle Hilfe in Anspruch nimmst. Sprich mit deiner Hebamme oder deinem Gynäkologen darüber. Sie können dir geeignete Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen.
Vaginale Geburt vs. Kaiserschnitt
Viele Frauen fragen sich, welcher Geburtsmodus für sie der richtige ist. Sowohl die vaginale Geburt als auch der Kaiserschnitt haben ihre Vor- und Nachteile. Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen:
Vaginale Geburt (verallgemeinert)
Vorteile:
- Natürlicher Prozess, der den Hormonen des Körpers folgt
- Schnellere Erholung nach der Geburt
- Förderung der Bindung zwischen Mutter und Kind durch Hautkontakt und Stillen direkt nach der Geburt
- Positive Auswirkungen auf das Mikrobiom des Babys
Nachteile:
- Unvorhersehbare Dauer des Geburtsvorgangs
- Ausgang ungewiss (man beachte die Rate an Interventionen insgesamt; nicht bloß die 30%-Kaiserschnittrate)
- Möglichkeit von Geburtsverletzungen
- Stärkere Schmerzen während des Geburtsvorgangs
- Schäden am Beckenboden (kurz- und langfristig → Beckenbodensenkungen sind wahrscheinlicher)
Kaiserschnitt (Bauchgeburt)
Vorteile:
- Planbarkeit von Geburtstermin und Outcome
- Vermeidung von Geburtsverletzungen im Intimbereich
- Kürzere Geburtsdauer
Nachteile:
- Längere Erholungszeit nach der Operation
- Im Vergleich definitive und große Verl
- Risiken einer Operation (z.B. Infektionen, Narkosekomplikationen)
- Mögliche Einschränkungen bei zukünftigen Schwangerschaften
Es ist wichtig zu betonen, dass ein Kaiserschnitt ein legitimer Geburtsmodus ist. Wenn du dich für einen Kaiserschnitt entscheidest, sei es aus medizinischen Gründen oder aufgrund starker Ängste, ist das völlig in Ordnung. Das Projekt „Bauchgeburt“ auf Instagram (@bauchgeburt) 🔗 bietet wertvolle Informationen und Unterstützung für Frauen, die einen Kaiserschnitt planen oder erlebt haben.
Lösungsansätze bei Geburtsängsten
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du deine Ängste vor der Geburt reduzieren kannst:
1. Informiere dich: Je mehr du über den Geburtsprozess weißt, desto weniger beängstigend wird er für dich sein. Besuche Geburtsvorbereitungskurse, lies vertrauenswürdige Bücher und sprich mit deiner Hebamme.
2. Entspannungstechniken erlernen: Methoden wie Atemtechniken, progressive Muskelentspannung oder Meditation können dir helfen, ruhiger zu werden.
3. Positive Geburtsgeschichten anhören: Suche gezielt nach positiven Erfahrungsberichten anderer Mütter. Dies kann deine Einstellung zur Geburt positiv beeinflussen.
4. Geburtsorte besichtigen: Besuche das Krankenhaus oder Geburtshaus, in dem du entbinden möchtest. Vertrautheit mit der Umgebung kann Ängste reduzieren.
5. Geburtsplan erstellen: Schreibe auf, was dir bei der Geburt wichtig ist. Das gibt dir ein Gefühl der Kontrolle und Selbstbestimmung.
6. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Bei starken Ängsten kann eine Psychotherapie oder spezielle Geburtsvorbereitung für ängstliche Frauen hilfreich sein.
Praktische Tipps zur Angstbewältigung
Hier sind einige konkrete Übungen, die du im Alltag anwenden kannst, um deine Geburtsängste zu reduzieren:
1. Positive Affirmationen: Wiederhole täglich Sätze wie „Ich vertraue meinem Körper“ oder „Ich bin stark und kann die Geburt meistern“.
2. Visualisierungsübungen: Stelle dir eine positive Geburtserfahrung vor. Visualisiere, wie du ruhig und selbstbewusst durch die Wehen atmest.
3. Tagebuch schreiben: Notiere deine Ängste und Gefühle. Oft hilft es schon, sie zu Papier zu bringen.
4. Partnergespräche: Sprich offen mit deinem Partner über deine Ängste. Gemeinsam könnt ihr Strategien entwickeln, wie er dich während der Geburt unterstützen kann.
5. Geburtsorte-Meditation: Stelle dir den Geburtsort vor und visualisiere, wie du dich dort wohl und sicher fühlst.
Fazit
Angst vor der Geburt ist ein häufiges Phänomen bei werdenden Müttern. Es ist wichtig, dass du deine Gefühle ernst nimmst und aktiv Wege suchst, damit umzugehen. Ob du dich für eine vaginale Geburt oder einen Kaiserschnitt entscheidest – es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Art zu gebären. Das Wichtigste ist, dass du dich mit deiner Entscheidung wohl fühlst und die Unterstützung bekommst, die du brauchst.
Denke immer daran: Du bist stark, dein Körper ist auf dieses Ereignis vorbereitet, und du wirst von Fachleuten umgeben sein, die dich unterstützen. Mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung kannst du deiner Geburt mit Zuversicht entgegensehen.
Quellen:
1. Deutsches Ärzteblatt: „Tokophobie – Wenn die Angst vor der Geburt krankhaft wird“ (2018)
2. DGGG-Leitlinie: „Die Sectio caesarea“ (2020)
3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: „Geburt“ (2021)